S21 - Stuttgart Hauptbahnhof, Teil 01

Stuttgart, Deutschland - Ingenhoven Associates & Werner Sobek

Bahnhof und Mobilitätsprojekt für das 21. Jahrhundert

Die Erweiterung der Bahnverbindung Stuttgart–Ulm ist eines der größten Infrastrukturvorhaben Europas. Der von Ingenhoven Associates entworfene zukünftige Hauptbahnhof bildet das Herzstück des Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojekts Stuttgart 21. Als lichtdurchfluteter, tiefliegender Durchgangsbahnhof mit acht Gleisen wird er den bisherigen Kopfbahnhof mit 16 Gleisen bei seiner Eröffnung im Jahr 2026 ersetzen. Mit dem Rückbau der oberirdischen Gleisanlagen im Stadtzentrum entstehen neue Möglichkeiten für die Stadtentwicklung. Nach über 150 Jahren werden die bislang durch die Schienen getrennten Stadtteile Stuttgart-Ost und Stuttgart-Nord wieder miteinander verbunden.

Die Pläne von Ingenhoven Associates für den Hauptbahnhof umfassen den Bau einer neuen unterirdischen Schalterhalle, den Umbau des historischen Empfangsgebäudes, die Gestaltung der Freiflächen rund um und über dem neuen Bahnhof sowie die Verlegung der Stadtbahnstation Staatsgalerie. Darüber hinaus entstehen ein neues Technikgebäude sowie ein Versorgungs- und Entsorgungsgebäude.

Ein zentrales Element des Entwurfs ist das begehbare Bahnhofs­dach, das einen neuen grünen Platz schaffen wird, der beide Seiten des Stuttgarter Talkessels miteinander verbindet. Durch die Lichtaugen entstehen direkte Blickachsen vom Platz in die unterirdische Schalterhalle. Vier konvexe Gitterschalen aus Stahl und Glas bilden Öffnungen auf allen vier Seiten des Gebäudes.

Der neue Hochleistungs-Durchgangsbahnhof mit acht statt bisher fünf Ein- und Ausfahrgleisen verkürzt die Reisezeiten im Regional- wie auch im Fernverkehr erheblich. Als Teil eines bundesweiten Pilotprojekts wird der Stuttgarter Bahnknoten vollständig mit digitaler Leit- und Sicherheitstechnik ausgerüstet. Einzigartige Dachkonstruktion: 28 kelchförmige Stützen aus weißem Sichtbeton bilden das Schalendach der neuen, lichtdurchfluteten unterirdischen Halle. Mit ihren fließenden, dynamischen Formen prägen sie die räumlichen und sinnlichen Qualitäten des Bahnhofs. Die Kelchstützen sind nach oben geöffnet und bilden ein rundes Oberlicht, das von einer Stahl-Glas-Konstruktion überspannt wird. Diese sogenannten Lichtaugen erfüllen die Halle mit natürlichem Tageslicht und sorgen zugleich für natürliche Belüftung.

Das markante Bahnhofsgebäude, das Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer nach dem Gewinn des Architekturwettbewerbs 1910 entwarfen, steht unter Denkmalschutz und bleibt als Haupteingangsgebäude erhalten. Der „Schlossgarten“ – das grüne Herz der wichtigsten öffentlichen Parkanlage Stuttgarts – wird durch die Verlegung der Gleisanlagen deutlich erweitert und stärker in die Stadt integriert. Auf dem Dach des historischen Bonatz-Baus installierte Photovoltaikmodule erzeugen künftig Energie für die Beleuchtung der Anlage.

Die städtebaulichen Möglichkeiten für die Stuttgarter Innenstadt – ohnehin durch die Lage im Talkessel begrenzt – wurden bislang zusätzlich durch die oberirdischen Gleisanlagen eingeschränkt. Dank der unterirdischen Hochgeschwindigkeitsstrecke gewinnt die Stadt nun zusätzlichen Raum.

Text: Ingenhoven Associates